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GIS-Funktionalitäten
in naturschutzfachlichen
Planungs- und Managementaufgaben Anwendungsbeispiel Kompensationsflächenmanagement
Eva Henze Diplomarbeit im Studiengang
Landschaftsplanung
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Zusammenfassung Den Schwerpunkt der Diplomarbeit bildet die Konzeption eines GIS-basierten Kompensationsflächenmanagements für die Stadt Brandenburg an der Havel. Im Vordergrund steht dabei die Identifikation von aus naturschutzfachlicher Sicht vorrangig geeigneten Kompensationsflächen im Gebiet der kreisfreien Stadt. Zusätzlich werden den geeigneten Flächen umfangreiche Merkmale aus vorhandenen digitalen Daten zugewiesen. Die Zusammenstellung dieser Informationen soll im konkreten Eingriffsfall die Untere Naturschutzbehörde der Stadt dazu befähigen, Flächen für eine Kompensation mit räumlich-funktionalem Bezug zu den durch den Eingriff verursachten Beeinträchtigungen vorzuschlagen. Geografische Informationssysteme bieten die Möglichkeit auf bestehende Daten und Planungen zurückzugreifen und durch die räumliche Analyse eines Landschaftsausschnitts beispielsweise geeignete Kompensationsflächen zu identifizieren. Der wesentliche Vorteil der digitalen Vorgehensweise liegt darin, dass analytische Verfahren sehr rasch auf eine große Fläche und eine große Datenmenge angewendet werden können. Für die Stadt Brandenburg konnte durch den auf GIS-basis erstellten Landschaftsplan, auf eine umfassende nutzbare Datengrundlage zurückgegriffen werden. Damit war die Ableitung vorrangig geeigneter Kompensationsflächen über mehrstufige Analysen auf einer breiten Datenbasis in dieser Form überhaupt erst möglich. Für die integrativen Aspekte des Konzeptes stellten sich dabei die klassischen GIS-Methoden wie Flächenverschneidung und Pufferberechnung als ausreichend zu Analyse heraus. Problemstellung Entsprechend dem Vorsorge- und Verursacherprinzip soll die Eingriffsregelung nach dem Naturschutzgesetz bei raumbezogenen Vorhaben dafür sorgen, dass Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft verhindert, möglichst gering gehalten und sofern dies unvermeidbar ist zumindest weitgehend kompensiert werden. Die Durchsetzung dieser Vorgaben wird seit Bestehen der gesetzlichen Regelung von Vollzugsdefiziten unterschiedlicher Art geprägt und kann damit der eigentlichen Intention, der Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, nur schwer gerecht werden. Ein Mangel dabei ist die Auswahl von Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nur anhand ihrer Verfügbarkeit, wodurch ein Flickwerk zumeist kleiner Kompensationsflächen entsteht, deren Wirksamkeit aus naturschutzfachlicher Sicht fragwürdig ist. Dieser Problematik wird in jüngster Zeit vielerorts durch eine Vorbereitung der Eingriffsregelung auf konzeptioneller Ebene begegnet. Die Suche nach für Ausgleich und Ersatz geeigneten Flächen beschränkt sich dabei nicht mehr nur auf einzelne Vorhaben, sondern wird für einen größeren Raum beispielsweise auf kommunaler Ebene vorstrukturiert. Geeignete Flächen die für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen verfügbar sind werden bei solchen Initiativen in sogenannten Flächenpools gebündelt. Insbesondere den Schwierigkeiten, die sich bisher aus der mangelnden Verfügbarkeit geeigneter Flächen ergeben haben, soll durch ein vorausschauendes kommunales Flächenmanagement entgegnet werden. Gleichzeitig kann eine stärker zielgerichtete Ausrichtung der Eingriffsregelung innerhalb eines Gesamtkonzeptes Vorteile zur Entwicklung von Natur und Landschaft bewirken und eine verbesserte Umsetzung landschaftspflegerischer Zielsetzungen veranlassen. Grundlage zur Zusammenstellung von Kompensationsflächenpools ist ein naturschutzfachliches Konzept, welches Flächen identifiziert, die zur Durchführung von Kompensationsmaßnahmen geeignet sind. Die Identifikation besonders geeigneter Flächen für Kompensationsmaßnahmen, bedarf der genauen Untersuchung eines größeren Raumes, beispielsweise einer Gemeinde oder eines Landkreises. So stehen vielfältige Nutzungen oder Planungsabsichten in Konkurrenz zu Maßnahmen zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes, wie sie die Eingriffsregelung einfordert. Gleichzeitig müssen die Flächen den gesetzlich verankerten Anforderungen an funktionsgerechte Kompensation gerecht werden. Geografische Informationssysteme (GIS) bieten mit ihren Möglichkeiten zur Erfassung, Verwaltung, Analyse und Präsentation raumbezogener Daten geeignete Werkzeuge für eine solche komplexe Flächenanalyse. Mit ihren umfassenden Funktionen zur Analyse raumbezogener Daten ermöglichen sie eine integrative Auswertung unterschiedlicher Flächenmerkmale und -einheiten. Sie unterstützen dabei die effektive Nutzung bestehender Datenbestände die einen Landschaftsraum beschreiben. Ziel der Arbeit Diese Arbeit stellt ein GIS-basiertes
Kompensationsflächenmanagement für die Stadt Brandenburg an der
Havel vor. Ziel dabei ist es für die kreisfreie Stadt über die
rein digitale Auswertung bestehender umfangreicher raumbezogener Daten
vorrangig geeignete Flächen zur Kompensation im Rahmen der Eingriffsregelung
zu identifizieren. Gleichzeitig wird die spezielle Eignung der Flächen
aufgrund des standörtlichen Ausgangspotenzials und der Lage im Raum
herausgearbeitet.
Mit der GIS-basierten Vorgehensweise soll das Potenzial bereits erhobener Daten der Stadt Brandenburg genutzt werden und die Verwendung analytischer Funktionen von Geografischen Informationssystemen in naturschutzfachlichen Planungsaufgaben gezeigt werden. Die Ergebnisse der Flächensuche sollen der städtischen Verwaltung insbesondere der Unteren Naturschutzbehörde Brandenburgs an der Havel dazu dienen, aus einer Zusammenstellung von Kompensationsflächen jeweils zur Kompensation von Beeinträchtigungen konkreter Eingriffe geeignete Flächen zu ermitteln. Das Flächenangebot wird in einem GIS mit den geometrischen Daten zu den Flächen und umfangreichen Sachdaten zu den Merkmalen der Flächenstandorte vorgehalten, wodurch der Behörde ein schneller Zugriff auf für bestimmte Vorhaben geeignete Ausgleichs- und Ersatzflächen möglich wird. Eine Selektion soll dabei die speziellen Kompensationsflächen filtern die im geforderten räumlich-funktionalen Zusammenhang zu den Beeinträchtigungen des Vorhabens stehen. Zusätzlich soll die Datenvorhaltung im GIS die Verwaltung dazu befähigen, die gewonnenen Informationen dynamisch weiter zu nutzen, um die Eingriffsregelung auch im Bezug auf die erfolgreiche Durchführung der Maßnahmen, ihre Kontrolle und die langfristige Sicherung der Kompensationsflächen zu steuern. Gliederung Im ersten Abschnitt der Arbeit werden die Möglichkeiten, die Geografische Informationssysteme, insbesondere im Bezug auf die Analyse raumbezogener Daten bieten, zusammengefasst dargestellt. Die grundlegenden Funktionalitäten, die ein GIS vorhält, werden dabei anhand der Anwendungsmöglichkeiten bei naturschutzfachlichen Planungs- und Managementaufgaben erklärt. Zusätzlich werden die Vorteile, die ein solches System im Bezug auf naturschutzfachliche und planerische Aufgaben bietet, zusammengestellt. Im Anwendungsteil werden
einleitend die gesetzlichen Anforderungen, die sich aus der Eingriffsregelung
im Zusammenhang mit der konzeptionellen Vorbereitung ergeben, dargestellt.
Dabei werden die Anforderungen an Flächen und Maßnahmen zur
Kompensation, wie sie die Eingriffsregelung nach dem Bundesnaturschutzgesetz
bzw. dem Brandenburger Landesgesetz fordert als Grundlage für eine
Kompensations-flächenkonzeption erläutert. Zur Veranschaulichung
des Zusammenhangs werden anschließend die Ausprägungen von Flächenpoolprojekten
insbesondere in ihrer Ausgestaltung im Land Brandenburg vorgestellt. Zusätzlich
werden die Schnittstellen von Eingriffsregelung und Landschaftsplanung
erörtert, weil sich das vorliegende Kompensationskonzept schwerpunktmäßig
aus den Aussagen der Landschaftsplanung für die Stadt Brandenburg
ableitet.
Den Schwerpunkt der Ausführungen
bildet eine Flächenanalyse, in der vorrangig geeignete Kompensationsmaßnahmen
identifiziert und ihre fachliche Eignung herausgearbeitet wird. Innerhalb
des vorliegenden Konzeptes werden Kompensationsflächen in einem zweistufigen
Verfahren ermittelt. Eine Negativuntersuchung wählt zunächst
alle nicht geeigneten Flächen aus. Aus der Umkehrung dieser Auswahl
werden anschließend in der Positivuntersuchung vorrangig geeignete
Flächen herausgefiltert. Bei dieser Auswahl werden aufwertungsfähige
Flächen aus der landschaftsplanerischen Entwicklungskonzeption sowie
Flächen aus dem Biotopverbund begünstigt. Nach der Identifikation
der Flächen für Ausgleich und Ersatz werden deren standörtliche
Merkmale aus den vorhandenen Datenebenen zusammengestellt, um eine den
Grundsätzen der Eingriffsregelung entsprechende Zuordnung zu Eingriffsvorhaben
zu ermöglichen und gleichzeitig eine Datengrundlage zur konkreten
Maßnahmenplanung auf den Flächen vorlegen zu können.
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